Texterstellung, Dokumentation

Wohl der größte ernsthafte Einsatzbereich von Computern liegt im Erstellen von Dokumenten im weitesten Sinne.

Das beginnt bei Texteditoren, mit denen sich unformatierte Dateien (freie Texte, Programmquelltexte, Konfigurationsdateien...) erstellen lassen, geht über wesentlich aufwendigere Textverarbeitungen zum Erstellen von Texten mit Formatierungen (Fettschrift, unterstrichen, Schrägschrift, verschiedene Schriftgrößen, Einfügen von Bildern, Querverweise etc.).

Zu den einfachen Texteditoren gehören erstmal als Grundausstattung jeweils die, die ein Hersteller seinem Betriebssystem beilegt. Das ist bei Unixrechnern traditionell der vi. Neben dem ,,Hauseditor`` xedit7.3 des IBM-Betriebssystems VM/CMS ist der vi eines der Programme mit den erbittertsten Feinden und den glühendsten Anhängern. Anfänger tun sich immer schwer damit; mit der Zeit wird es bei einigen Benutzern besser. Er hat den Vorteil daß er nach wie vor auf jedem Unixrechner in jedem Fall verfügbar ist; alleine deshalb sollte man die grundlegende Bedienung des vi beherrschen. Mit entsprechender Übung kann man damit recht gut arbeiten, aber es ist halt alles Geschmackssache7.4. Nachdem Windows ohnehin zu den Glanzleistungen des 20. Jahrhunderts gehört, ist der Standardeditor notepad eine qualitativ angemessene Beigabe. Man kann ihm immerhin bescheinigen, daß man Texte aufrufen, ändern und abspeichern kann, solange sie nicht größer als 64 kB sind, keine Sonderzeichen vorkommen mit denen bei Microsoft niemand gerechnet hat und die Umstände auch sonst recht günstig sind. Zum Anzeigen einer readme.txt reicht er, wenn sie nicht zu groß ist. Sein größer Vorteil ist, daß man ihn nicht nehmen muß, es gibt auch andere.

Neben dieser Minimalausstattung gibt es für jedes Betriebssystem auch recht brauchbare Editoren, mit denen auch Vielschreiber unter den Anwendern glücklich werden. Welcher im konkreten Einzelfalll der beste ist, hängt in erster Linie davon ab, welchen Experten man fragt. Mein erklärter Liebling ist der EMACS. Damit kann man (entsprechende Übung vorausgesetzt) sehr schnell und effektiv schreiben, aber nebenbei auch emails schreiben und lesen, Dateien und Verzeichnisse löschen/umbenennen/erzeugen/verschieben, selbst das Verhalten des Editors insgesamt oder für bestimmte Dateitypen frei definieren, und außer Kaffee kochen eigentlich alles machen. Es gibt Schnittstellen zu anderen Programmen, um beispielsweise direkt vom Editor aus Programme zu kompilieren, aufzurufen oder zu debuggen. Das ganze auch noch für alle Betriebssysteme und für alle Textarten. Durch den Umstand, daß man nur einen Editor erlernen muß und damit alle Arten von Dateien auf allen möglichen Systemen ohne zusätzlichen Lernaufwand editieren kann, hat man viel Nutzen für wenig Aufwand.

In sogenannten integrierten Entwicklungsumgebungen (siehe Programmentwicklung) ist entweder ein Editor zwangsweise enthalten, oder man hat glücklicherweise die Möglichkeit, einen Editor nach eigenen Wünschen einzubinden.

Eine Textverarbeitung zielt dagegen nicht auf reinen Text ab, sondern soll die Erstellung von Dokumenten mit Formatierungen unterstützen. Der wohl bekannteste Vertreter dieses Genre ist Word von Microsoft; von etlichen anderen Herstellern gibt es für Windows ebesno wie für andere Betriebssysteme ähnlcihe Systeme. Sie verfolgen ein Konzept, das vor ein paar Jahre als WYSIWYG (,,what you see is what you get``) als Modewort populär war. Dahinter steckt die Idee, gleich bei der Eingabe den Text genau so zu sehen, wie er später auf dem Papier ausgedruckt erscheinen soll, also wenn ich beispielsweise eine ander Schrift wähle, dann sehe ich die neu eingegegebenen Zeichen gleich in der geänderten Schrift. Das ist ein sehr lobenswertes Ziel, und erleichtert besonders Anfängern den Einstieg in die Arbeit. Man wird heute kaum noch eine Sekretärin finden, der man etwas anderes zumuten kann. Für kurze Texte im Bereich von maximal wenigen Dutzend Seiten und nicht zu vielen Querverweisen, Stichworteinträgen und ähnlichem sind diese Programme durchweg gut geeignet und sinnvoll zu verwenden. Anders sieht es aus, wenn ernsthaft größere Dokumente erstellt werden. Dann kommen Programme dieser Art auch auf schnellen Rechnern mit viel Speicher schnell an ihre Grenzen.

Da für Dokumentationen neben dem reinen Text auch Grafiken benötigt werden, versuchen die meisten Anbieter neben einer Einbindung vorhandener Bilder auch eine Lösung zur Erstellung und Manipulation von Grafiken in die Textverarbeitung zu intergrieren. Dadurch verschwwimmen auch hier die Grenzen; im Bereich DTP (desktop publishing) wird Text weitgehend als Grafik betrachtet.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt das Textsatzsystem TEX (gesprochen: ,,tech``). Dieses Programm wurde von Donald E. Knuth geschaffen, weil der einige Bücher ([Lit. Knuth: Fundamental Algorithms] und folgende) schreiben wollte, und keine vernünftigen Programme fand, um sich die Arbeit zu erleichtern. Gedacht war das Programm TEX hauptsächlich, um technische Dokumente zu schreiben; der Schwerpunkt lag anfangs auf der Darstellung mathematischer Formeln. Der Umgang mit TEX direkt ist eher schwierig und umständlich (Knuth ist Mathematiker). Aber das Programm ist sehr flexibel und ermöglicht dank einer eingebauten Programmiersprache die Verwendung von Erweiterungen. So entstanden im Laufe der Jahre etliche Aufsätze auf TEX, um die Arbeit damit angenehmer zu gestalten. Die bekannteste und inzwischen mit Abstand am meisten eingesetzte ist LATEX von Leslie Lamport ([Lit. Lamport: LATEX]). Damit ist auch dieses Dokument geschrieben. Die Arbeitsweise mit einem solchen System ist vollkommen entgegengesetzt zu dem WYSIWYG-Ansatz: man schreibt mit einem ganz normalen Texteditor eine Datei, die aus dem gewünschten Text und eingestreuten Direktiven besteht, mit denen TEX oder LATEX zu bestimmten Aktionen veranlaßt werden. Während man diesen Text mit den Direktiven schreibt, sieht man eben noch nicht die Auswirkung der Direktiven. Erst nach dem Abspeichern des Textes läßt man das Programm TEX laufen. TEX erstellt dabei aufgrund der Eingabedatei die gesamte Formatierung des Textes (welcher Buchstabe aus welchen Zeichensatz kommt an welche Stelle der Seite? Wo werden Zeilen umgebrochen? Wo werden Seiten umgebrochen?), numeriert Kapitel, Abschnitte, Unterabschnitte, kann auf Wunsch Inhaltsverzeichnis oder Stichwortverzeichnis erstellen, und so weiter. Nachdem TEX beendet ist, kann man sich das Ergebnis betrachten, und bei Bedarf die Eingabedatei ändern. Die Änderungen sieht man aber natürlich erst nach einem erneuten Lauf von TEX. Diese Arbeitsweise ist der Programmentwicklung sehr ähnlich (Quelltext schreiben, kompilieren lassen, ausprobieren, Quelltext ändern...). Deshalb wird TEX beziehungsweise LATEX in erster Linie von technisch orientierten Menschen verwendet (Programmierer, Ingenieure, Mathematiker, Physiker...).

Auf den ersten Blick ist eine solche Arbeitsweise recht umständlich, aber der Verzicht auf sofortige optische Kontrolle hat in der Praxis drastische Vorteile:

Aber halt auch wieder Geschmackssache. Jeder ist für sein Unglück selbst verantwortlich. Aber es soll nachher keiner sagen, er wäre nicht gewarnt worden!

AnyWare@Wachtler.de